Die Geschichte der Friolzheimer Feuerfahne
Angesichts des im kommenden Jahr anstehenden Jubiläums unserer Freiwilligen Feuerwehr hat Herr Bernd Nicklas, Hobbyhistoriker und Mitarbeiter bei der Archivarbeitung einen Aufsatz über die Friolzheimer "Feuerfahne" aus dem Jahr 1790 verfasst, den wir mit seiner freundlichen Genehmigung nachfolgend veröffentlichen:
Friolzheimer Feuer-Fahne
Im Friolzheimer Archiv wurde ein 'Wimpel' wieder aufgefunden - eine sogenannte Feuer-Fahne. Über einen entsprechenden Fund, Niefern betreffend, schreibt Friedrich Leicht [Sammlungsbestand P 16, Kreisarchiv des Enzkreises]
"Was mag wohl die Bürger von Niefern [1751] veranlasst haben, diese Fahne zu schaffen, welchem Zweck hat sie gedient und wer hat die Näh- und Stickarbeiten ausgeführt? Da es keine Aufzeichnungen darüber gibt, sind wir auf Vermutungen angewiesen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine erste Feuerwehrfahne. Wenn Nieferner Bürger zur Brandbekämpfung in einen Nachbarort gerufen wurden, dann verkündete diese Fahne ihre Anwesenheit und ihren Einsatz. Ähnliche Fahnen von anderen Gemeinden finden wir z.B. im Heimatmuseum Mühlacker."
Was wissen wir über unsere, die Friolzheimer Feuer-Fahne aus früherer Zeit?
Im Buche "Friolzheim Hirschauer OberAmts VogtRugGerichtliche Receße und Beschaid Vom 15.n Januar 1776. bis 8.nMaij. 1792." findet sich im Jahre 1789 ein erklärender Eintrag:
"6.)da schon mehrmalen befohlen worden, daß statt der hier befindlich Verißenen Feuerfahne eine neue bestellt und angeschaft werden solle, so wird diese Verordnung hierdurch wiederholt und denen Vorstehere eine neue Fahne zu bestellen, und deren Kosten zur OberAmtlichen Decretur zu übergeben, hiemit neuerlich anbefohlen."
Der letzte Eintrag im Gerichtsprotokoll von 1790 gibt dann über den Auslöser zur Neubeschaffung Auskunft:
"16.) Joseph Ludwig Kogel, ledig. Es seye so eine schlechte Feuerfahne alhier, womit sie ausgelacht werden, wann sie auswärts damit erscheinen, bitte also einen neue Fahnen machen zu laßen.
Beschaid : Dem Immanuel Benzinger [Schneider am Ort], dem eine neue Feuerfahne zu machen übergeben worden, solle solche nächstens fertigen, oder ihme wieder abgenommen werden."
Vermutlich wurde die Fleken-Fahne auch bei anderen offiziellen Anlässen gezeigt, wenn die Rotten der Gemeinde-Feuerwehr zu 'friedlichem' Repräsentieren antreten mussten. Man denke z.B. an Ernennungen und Vereidigungen oder wenn Abordnungen aus dem Dorf auswärts für Friolzheim in Erscheinungen traten.
Wenn man es so will, dann war die 'Feuer-Fahne' ein früher Vorläufer späterer 'Feuerwehr-Fahnen', wie wir sie heutzutage kennen.
Es ist in diesem Zusammenhang sicher auch von Bedeutung, dass die Beschaffung einer neuen Feuerfahne, es gab also bereits zuvor eine 'zerschlissene' solche, OberAmtlich befohlen und die Rechnung dafür dem OberAmt zur Decretur (Bezahlung) einzusenden angewiesen, wurde.
Die neue Friolzheimer Feuer-Fahne auf purpurnem Grund (die Verwendung dieser Farbe weist vermutlich auf die 'amtliche' Bedeutung dieser Fahne hin) in weißer Zeichnung und Schrift zeigt
- "Auf der linken Seite wird mit Hirsch und Abtstab auf das Oberamt und Kloster Hirsau hingewiesen." [so von D. Küchler benannt].
- Die rechte Seite zeigt das Wappen des Herzogtum Württemberg. Dazu erläutert Kreisarchivar Konstantin Huber:
"Das württ. Wappen wurde bereits seit Herzog Eberhard Ludwig (reg. 1693-1733) in dieser Form verwendet. Üblicherweise nahmen Adelsfamilien die von ihnen erworbenen (zumindest die wichtigsten) Herrschaften in ihr Wappen auf. Eberhard Ludwig nahm das württembergische Stammwappen (drei Hirschstangen) in den Herzschild (Zentrum). Dafür fügte er dem bisher gevierten Schild (mit den Wecken" der Herrschaft Teck, der Reichssturmfahne von Markgröningen, und den Barben (Fische) für Mömpelgard), in dem vorher auch das Stammwappen stand, nun noch den Heidenrumpf (für die ehem. Herrschaft Heidenheim) hinzu. Auf dem Wappen ruht der sog. Fürstenhut."
- SCHULDHEIS.KO für den damaligen Schultheißen Georg Adam Kogel
- FRIOLZHEIM für unseren Fleken Friolzheim
- 1790 das Jahr der Herstellung
- B für Immanuel Benzinger, Schneider am Ort und Hersteller der Fahne
Die Rückseite wurde entsprechend der Vorderseite gearbeitet (allein auf sein Zeichen 'B' hat der Hersteller dort verzichtet).